Mittwoch, 26. Juni 2013

Nähirrtum Nr.11

  1. jeder der eine Nähmaschine hat kann nähen
  2. Schnittmuster muß nicht angepaßt werden
  3. Zuschnitt braucht nicht so exakt sein, das zieht sich beim Nähen zurecht
  4. Nahtzugabe anzeichnen ist überflüssig
  5. Probeteil nähen nicht nötig
  6. welche Nähmaschine ist egal, Overlock unverzichtbar
  7. Stecknadeln oder Heften mit Nadel und Faden überflüssig, ich laß es weg, um Zeit zu sparen
  8. Stoffpreis und -qualität sind eigentlich egal
  9. ich bin zu blöd - ich kann das nicht
  10. ich brauche keinen Nähkurs
  11. Bügeln und Vorwaschen - frißt nur Zeit, das lass ich weg
  12. Nähtechniken - Reißverschluß, Knopfloch, unsichtbarer Saum sind zu schwer.

Daß Vorwaschen und Bügeln Zeitfressen, die man fürs Nähen brauchen könnte, hört und liest man oft.
Deswegen die Antwort auf die Frage - warum wäscht man die Stoffe vor und bügelt zwischendurch und am Ende des Nähens? Vielleicht beantwortet dieser Post einige Fragen.

Vorwaschen - besonders zu empfehlen bei Baumwolle, Leinen, Mischgewebe
Wollstoffe werden nicht vorgewaschen, genau genommen, überhaupt nicht gewaschen, sie gehören in die Reinigung, ebenso wie Seide.
Polyester und andere synthetische Fasern müssen nicht vorgewaschen werden, es sei denn, sie riechen unangenehm oder man möchte die Farbe auswaschen. Viscose- und Acetat-Futterstoffe, Waschleder, Synthetikleder, Lackleder, Plüsch, Samt, Kunstfell, Fleece, Volumenvlies, aufbügelbare Einlage ebenfalls nicht waschen (das versteht sich eigentlich von selbst, aber man liest ja so einiges)
Funktionsstoffe nicht waschen, vor allem dann nicht, wenn sie imprägniert sind
Jeansstoffe erst fertig verarbeitet waschen, da sie unregelmäßig ausbluten, es sei denn, genau dieser Effekt wird gewünscht
Warum vorwaschen? um Einlaufen beim fertigen Kleidungsstück zu verhindern, das Ausbluten von Farben zu minimieren, unangenehme Gerüche oder ungesunde Zusatzstoffe zu entfernen
Leinen läuft bis zu 10 % ein, Baumwolle je nach Machart 5 bis 15 %, Nessel bzw. sehr locker gewebte Stoffe sogar bis zu 40 %. Wenn man sich nicht sicher ist, kann man eine Stoffprobe von ca. 10x10 cm waschen und nach dem Trocknen ausmessen.
Anstelle einer Vorwäsche kann der Stoff auch gedämpft werden - per Dampfbügeleisen gründlich bedampfen, das minimiert das Einlaufen.

Bügeln nach jedem größeren Arbeitsschritt klingt zunächst sehr arbeitsaufwendig, ist die Mehr-Arbeit aber wert.
Warum: das Bügeln fixiert die Stofflagen, glättet die Nähte und verbessert die Form des Kleidungsstückes. Kleine Nähfehler können besonders bei Wollstoffen und Jerseys ausgebügelt werden (daher stammt auch der beliebte Spruch " etwas ausbügeln"), ebenso bei Baumwolle und Leinen. Synthetikstoffe und Mischgewebe mit Vorsicht und höchstens in Kunstseide-Einstellung bügeln, da die Kunstfasern schnell schmelzen (der unangenehme Geruch beim Baumwoll-Polyester-Hemd-bügeln ist auf die zu hohe Temperatur zurückzuführen), bei Seide ein (feuchtes) Tuch zwischen Stoff und Bügeleisen legen, Samt mit dem Flor nach unten auf einem Handtuch oder Samtstück liegend ohne Druck bügeln. Zum Abschluß der Näharbeit das fertige Kleidungsstück sorgfältig bügeln.(Ausnahmen: Dessous, Kleidung aus Samt, Leder, Kunstfasern)

Eine Freundin, ihres Zeichens Schneidermeisterin, sagte gern: gut gebügelt ist halb genäht. Dasselbe sagte sie auch vom zuschneiden, vom Heften, vom Anprobieren... :-) doch wo sie recht hat, hat sie recht.

Viel Erfolg und viel Vergnügen und Freude beim Nähen, Sathiya

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