Samstag, 21. Februar 2015

Vlieseline oder keine Vlieseline?

Es gibt reichlich Arten von aufbügelbarer Einlage, die auch in fast allen Nähanleitungen für Kleidungsstücke und Accessoires verwendet werden, ein unverzichtbares Nähutensil - ohne geht es nicht!
Das Nähergebnis würde nicht so gut, die Sachen hätten keine Form und keinen Stand, und überhaupt - die moderne Frau näht mit Vlieseline. In Deutschland wird die meistverwendete aufbügelbare Einlage von Freudenberg vertrieben und ist in Dutzend Anwendungsvarietäten verfügbar.
Die Firma Freudenberg hat wirklich ganze Arbeit geleistet - kein Kleidungsstück/Accessoire ohne Bügeleinlage! Sonst ist frau nicht modern! :-)

Ja, soweit der allgemein gebräuchliche Standard der modernen (Hobby-)Schneiderkunst.

Aber es muß auch eine Zeit vor der aufbügelbaren Vlieseline gegeben haben - wie haben die Leute das damals nur gemacht?!

Pro Vlieseline: Teile der Näharbeit werden nach Wunsch gezielt verstärkt, ohne die Eigenschaften des Stoffes zu sehr zu verändern, wie Manschetten, Kragen, Knopfleiste, Rockbund, Revers, Belege, Taschenklappen, Reißverschlüsse, Knopflöcher, Taschenböden; die Verarbeitung ist einfach und schnell - einfach aufbügeln und auskühlen lassen, keine Fixierung durch Heftnähte notwendig. Locker gewebte Stoffe gewinnen Stabilität, ohne ihre Lockerheit zu verlieren.

Contra Vlieseline: das Aufbügeln von Hand gelingt gerade bei größeren Flächen nur mühsam und wird öfter ungleichmäßig. Beim Aufbügeln können Bügelbrett und Eisen mit Kleber verschmutzen und unangenhme Dämpfe austreten. Bügeleinlagen werden beim/nach dem Waschen leider oft faltig und blasig, das Vlies löst sich schlimmstenfalls sogar faserig auf. Es gibt sie nur in den Farben schwarz und weiß, nur gewirkte Gewebeeinlage gibt es auch in beige.
Der Preis - ist mit bis zu 10 Euro pro Meter recht hoch.

Mein Fazit: gelegentlich und bei ausgewählten Kleidungsstücken ist Vlieseline nützlich, man kommt aber auch ohne weiteres ohne sie aus.
Ich verwende meist den Oberstoff oder Futter, um bestimmte Teile zu verstärken, oder einen leichten uni Baumwollstoff. Bei schwereren Stoffen nehme ich festen Baumwollstoff, bei zarten Stoffen Seidenchiffon.
Bei Jersey versuche ich generell auf Verstärkung zu verzichten oder verwende, wenn es durchaus sein muß,  Charmeuse. Die Verstärkungsstoffe hefte ich mit (Maschinen-)Heftstichen rundum in der Nahtzugabe des Oberstoffes fest, das dauert nicht mal halb so lange wie das Ausschneiden und Aufbügeln der Vlieseline. ;-)

Trick Jeans-Hosenbund (ohne Bügeleinlage): der Bund wird zweimal aus dem Oberstoff und einmal aus Baumwollstoff im schrägen Fadenlauf zugeschnitten. Den inneren Bund von rechts mit dem Baumwollstoffbund belegen und beide an der Oberkante aufeinanderheften. An der Unterkante des Oberstoffbundes die Nahtzugabe abschneiden, den Baumwollstoff darumlegen und mit Zickzack-Naht festnähen. Der innere Bund ist somit mit hautverträglichem Baumwollstoff belegt und die Unterkante ist perfekt versäubert. Die weitere Verarbeitung erfolgt wie üblich.

Viel Spaß beim schönsten Hoby der Welt und beste Erfolge!
Liebe Grüße, Sathiya