Freitag, 28. Juni 2013

Nähirrtum Nr. 12

    Mit Nähirrtum Nr. 12 ist die Mini-Serie über die häufigsten Nähirrtümer vorläufig zuende.
    Ich hoffe, die/der eine oder andere hat sich darin wiedergefunden und Mut gefaßt, den einen oder anderen Irrtum zu überwinden. Falls ich etwas übersehen oder vergessen haben sollte, würde ich mich freuen, wenn man mich darauf aufmerksam machen würde.
    Lieben Dank fürs Lesen!

    1. jeder der eine Nähmaschine hat kann nähen
    2. Schnittmuster muß nicht angepaßt werden
    3. Zuschnitt braucht nicht so exakt sein, das zieht sich beim Nähen zurecht
    4. Nahtzugabe anzeichnen ist überflüssig
    5. Probeteil nähen nicht nötig
    6. welche Nähmaschine ist egal, Overlock unverzichtbar
    7. Stecknadeln oder Heften mit Nadel und Faden überflüssig, ich laß es weg, um Zeit zu sparen
    8. Stoffpreis und -qualität sind eigentlich egal
    9. ich bin zu blöd - ich kann das nicht
    10. ich brauche keinen Nähkurs
    11. Bügeln und Vorwaschen - frißt nur Zeit, das lass ich weg
    12. Nähtechniken - Reißverschluß, Knopfloch, unsichtbarer Saum sind zu schwer.
    Nähirrtum Nr. 12 ist der, vor dem sich die meisten Hobbynäherinnen am meisten fürchten.
    Die Nähtechniken Reißverschluß einsetzen, Knoploch nähen, säumen, unsichtbar säumen, Handnähte, Heften, Paspeln, um nur die häufigsten zu nennen, erzeugen geradezu Panik. Ich weiß wovon ich spreche, denn meine Rede war schon als Teenager: ich nähe meine Sachen erst dann selbst, wenn ich eine Nähmaschine mit Knopflochautomatik habe (es war für mich der pure Horror, Knopflöcher von Hand zu nähen)! Und - es kam wie ich es wollte: meine erste Nähmaschine hatte als wesentliches Merkmal eine Knopflochautomatik. :-)

    Daß es trotz Knopflochautomatik Näherinnen gibt, die sich vor Knopflöchern fürchten, kann ich gut verstehen, aber es hilft ja alles nichts. Wenn frau nicht nur Loops, Jerseykleider und Schlupfhosen mit Gummibund nähen möchte, kommt sie nicht drumherum, sich mit Reißverschlüssen und Knopflöchern zu befassen.
    Dazu mein ernstgemeinter Ratschlag: man nehme ein großes Stück Stoff und nähe dort ein Knopfloch nach dem anderen mit der Maschine, dicht bei dicht, in allen Größen und Stichlängen, bis man ganz genau weiß, wie es die Maschine macht und wie man im Notfall reagiert, wenn etwa plötzlich der Unterfaden zuende ist.
    Reißverschluß: dasselbe machen. Irgendwelche billigen oder alten, ausgetrennten Reißverschlüsse nehmen und aus zwei Stücken Stoff einen Rockschlitz oder aus drei Stücken einen Hosenverschluß simulieren und ganz genau nach Anleitung (z.B. Burda und Ottobre haben gut erklärte sogar bebilderten Anleitungen dazu) einen Reißverschluß nach dem anderen einnähen, bis man es in Fleisch und Blut hat. Übung macht den Meister.

    Säumen: in vielen Anleitungen ist zu lesen - Saum nach innen umbügeln, einschlagen und unsichtbar annähen.
    Ebenso ein Stück Stoff nehmen, rundum einen Saum bügeln, einschlagen und säumen: mit Handstichen entweder im Hexenstich (ergibt eine elastische Naht) oder fortlaufend im Geradstich oder schrägen Geradstich (mäßig elastisch) nähen, dabei jeweils nur 1 bis 2 Fäden des Oberstoffes pro Stich erfassen. Dabei genau beoabchten, was bei den einzelnen Stichen wie passiert, diese Beobachtung kann man vom Probestück problemlos auf das eigentliche Nähstück übertragen, und dabei noch seine Technik verfeinern. Kann oder soll mit Maschine unsichtbar gesäumt werden, am besten vorher heften oder den Saum mit Stecknadeln senkrecht zur Nahtlinie feststecken, den Blindstichfuß verwenden und genau nach der Anleitung des Nähmaschinenherstellers verfahren, dabei ebenfalls daruaf achten, daß die Maschinennadel jeweils nur 1 oder 2 Fäden des Oberstoffes erfaßt. Üben, üben, üben. Und werft die Overlock weg bzw. stellt sie zur Seite, sie kann einem hier nicht helfen.

    Die schwierigeren Nähtechniken wie Paspelierungen, eingesetzte Reverskragen, Manschetten, Ärmelschlitze, Kragen mit Steg, um nur einige anzuführen, kann man ohne weiteres aus Tutorials und Filmen aus dem Internet lernen. Auch hier empfehle ich dringend, es wenigstens einmal kalt, besser mehrmals, an einem Probestück zu üben, um das Prinzip zu verstehen, bevor sich an das eigentliche Kleidungsstück gewagt wird. Das reduziert Frust und Ärger auf ein absolutes Mindestmaß und die Freude am gelungenen Kleidungsstück ist umso größer.
    Die Probestücke kann man, wenn man sauber genäht hat, noch als Deko oder Patchwork-Detail verwenden.

    Ich wünsche allen Hobbynäherinnen guten Erfolg bei ihren Nähprojekten und hoffe, den einen oder anderen Denkanstoß in eine neue, andere, eventuell sogar bessere Richtung gegeben zu haben.
    Beste schönste Grüße, Sathiya

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