Dienstag, 21. Mai 2013

Nähtrick: Stretch-Jeans

Wer kennt das nicht: man hat den ultimativen, den idealen, den perfekten Jeansstoff für die neue Traum-Jeans gefunden und legt los, schneidet zu und näht und steppt ab voller Vorfreude und Ideale, ist fertig, zieht das Kunstwerk an - und muß erleben, wie es schon nach kurzer Zeit über die Hüften zu rutschen droht, weil sich der stretchige Jeansstoff infolge Körperwärme und mechanischer Beabspruchung zu sehr ausgedehnt hat. SCHADE! Und nun? Ab in die Tonne - oder Rettungsmission Jeans?!

Da mir das auch schon passiert ist, habe ich mir durch try and error einige Tricks angeeignet, die ich mit euch teilen möchte.
Als erstes: nicht jeder Stretch-Jeansstoff ist auch dazu geeignet, zu einer Jeans verarbeitet zu werden.
So leid es mir tut, manche Stoffe bringen es einfach nicht, vor allem dann nicht, wenn der Schnitt körperbetont ist. Ist der Jeansstoff in beide Richtungen stretchig, kann ich von einer klassischen Jeans bzw. Hosen-Verarbeitung nur abraten. Vielleicht daraus besser eine Leggings mit ein paar Jeansdetails machen?

Wichtiger Tip für Stoffe mit Elasthan-Anteil: unbedingt eine Dehnprobe machen!
Ein Stück Stoff, ca. 20 cm x 15 cm nehmen, im ungedehnten Zustand zwei Stellen im Abstand von genau 10 cm markieren (beispielsweise mit einem Filzstift zwei parallele Linien zeichnen) und in Stretchrichtung kräftig dehnen. Ausmessen. Dasselbe noch einmal wiederholen, dabei den Stoff erwärmen (eine Weile auf dem Oberschenkel liegen lassen, daß er die Körperwärme annimmt), wieder ausmessen. Wer die Zeit und Lust hat, kann dasselbe Stück Stoff auch wie üblich waschen und die Messung wiederholen. Stretchige Stoffe für Jeans sollten sich maximal um 5 bis 10 %, allerhöchstens 15 % ausdehnen lassen, sonst sitzt die Hose später zu locker oder sie bildet Beulen an unschönen Stellen. Ist der Stretchfaktor darüber - könnte man anhand dessen gleich eine oder zwei Nummern kleiner wählen bzw. von vorn herein das Schnittmuster entsprechend anpassen.

Um eine Jeans, die sich gleich nach Fertigstellung direkt nach dem Anziehen zu sehr ausdehnt, noch zu retten, würde ich den Bund wieder auftrennen und eine nichtdehnbare Vlies-Einlage einbügeln, bei dieser Gelegenheit die Seitennaht öffnen und zusammen mit dem Bund etwas enger wieder zusammennähen.

Gibt der Stoff nach einiger Zeit und einigen Wäschen mehr nach, als er sollte, kann man mit realtiv geringem Aufwand die Außenbeinnähte verschmälern, wenn man diesen Tip vorher beherzigt hat:
Anstelle der Außenbeinnaht die Innenbeinnaht doppelt steppen, die Außenbeinnaht nicht absteppen, dann kann man die Hosenbeine bei Bedarf, falls sich der Stoff im Lauf der Zeit zu sehr dehnt, dort enger nähen. (das mache ich immer so ;-) ), dazu braucht man nur ein vergleichsweise kleines Stück Bund wieder aufzutrennen.

Tip zum Zuschneiden von Jeans-Stoffen mit Dehnfaktor über 20% : den Stretchstoff gleichmäßig so weit dehnen wie es geht, und im gedehnten Zustand die erforderliche Größe zuschneiden.

Viel Erfolg und Freude beim Nähen, liebe Grüße, Sathiya

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