Montag, 22. April 2013

Home-sewn - home-spun - home-made

von hier inspiriert:  http://rosenrabbatz.blogspot.de/2013/04/looks-home-sewn.html

Liese stellt die Frage, woran frau/man selbstgeschneiderte Kleidung erkennt, vergleicht Konfektion von der Stange mit selbstgenähten Kleidungsstücken und stellt folgende Fragen:  (blauer Text von da)
Wie sieht etwas aus, das selbst genäht ist? Erkennt man das überhaupt? Wenn ja, woran? Und ist das etwas Schlimmes?
Was heißt denn jetzt 'looks home-sewn', ... : Passt, sitzt gut, ist gut verarbeitet - muss also selbst genäht sein? Oder doch eher Schiefe Nähte, mangelhafte Passform, geschmackloser Stoff - kann also nur selbst genäht sein?
Woran erkennt man, dass z. B. ein Kleid selber genäht ist?
Es entspann sich eine interessante und ausführliche Diskussion, in der verschiedene Gesichtspunkte betrachtet wurden. Einige - älteren Jahrganges - mußten als Kinder selbstgeschneiderte Sachen tragen und haben seitdem eine gewisse Aversion dagegen, da selbstschneidern weniger teuer war als kaufen und somit als Arme-Leute-Kleidung angesehen wurde (diese Einstellung begegnet einem heute auch noch oft, obwohl der Grund dafür angesichts der vielen Textil-Discounter sich eigentlich umgekehrt haben dürfte). Andere haben damit keine Probleme, wohl aber mit der mäßigen Verarbeitung und noch mäßigere Paßform der Konfektionsware, und wieder anderen ist es gleich, sie nähen aus Spaß an der Freude, schiefe Nähte, na und? :-)
Nur - die Frage, woran denn selbstgemachte Kleidung eindeutig erkennbar wäre - bleibt unbeantwortet. Es gibt nur gewisse Wahrscheinlichkeiten...

Ich möchte auch etwas dazu beitragen, aber da meine Antwort etwas länger ausfällt, steht sie hier.

Das ist eine interessante Frage und nicht so leicht zu beantworten, wie ich in den vorangegangenen Kommentaren lesen konnte.
Es kommt anscheinend darauf an, welche Beziehung frau selbst zu home-sewn Kleidung hat, ob sie sie als Kind getragen hat und wenn ja, ob mit Lust oder Widerwillen, und aus welchen sozialen und finanziellen Verhältnissen sie kam.

Für mich war es seit meinen frühen 20ern ein Zeichen von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, einen Teil (und mittlerweile alles bis auf Schuhe) meiner Kleidung selbst anzufertigen, und auch für meine Kinder zu nähen. Ich behaupte, meine Stücke sehen aus wie von einer Schneiderin und nicht wie von der Stange, mit mindestesn zu 95% perfekter Verarbeitung. ;-)
Wer mich kennt, fragt mich schon nicht mehr, ob und wo ich ein neues Stück gekauft habe... die anderen schauen ungläubig bis mitleidig, wenn sie erfahren, daß ich es selbst geschneidert habe. Mit dem Gesichtsausdruck "die kann sich wohl nichts leisten" oder "die findet nichts in ihrer Größe", leise begleitet von Neid. Naja. *lach* Oder der Frage, ob ich denn aus Freundschaft mal eben auch sowas für sie nähen könne, für 5 €?!

Woran ich möglichst eindeutig home-made erkenne?
Wie weiter oben von einer Kommentatorin schon gesagt: überdesignt, extrem bunt, Farb- und Musterbrüche, Bänder, Borten, Applikationen im Übermaß, zu niedlich, Damenkleidung aus Kinderstoffen und teils auch nach (vergrößerten) Kinderschnitten, die Verarbeitung "charmant schiefnahtig", Paßform schlecht bis mäßig, Overlock-Nähte an sichtbaren Stellen (das gilt aber eher für Anfänger und stolze Neu-Overlock-Besitzer).
Oder ich erkenne den Schnitt und/oder den Stoff (aus Dutzenden Blogs) wieder.

Bedauerlich: Kaufkleidung ist leider in den letzten Jahren weniger und weniger als Vorbild oder gar Maßstab für Qualität geeignet, die Schnitte, die Stoffqualität und Verarbeitung haben sehr nachgelassen. Ich finde es traurig, daß sich so manche Hobbyschneiderin am Qualitätsmaßstab der Billiglinie von H&M usw. orientiert... und deswegen empfinde ich eine Bemerkung wie "sieht aus wie gekauft" schon fast als Beleidigung, allerdings nicht von Nicht-Nähern. Sie wissen es nicht besser und sind entschuldigt. ;-)

Ein weiteres Erkennungszeichen: billige Stoffe von mittlerer, unterer oder sogar noch schlechterer Qualität, ein extrem hoher Output an schnellgenähten "Fähnchen" (ein Lieblingswort der Möchtegernschneiderinnen nennt sich ´mal schnell zusammengelockt´)), zum Schnitt und Kleidungsstück unpassend gewählte Stoffqualitäten und Stoffarten, ungeschickte Kombination von Stoff, Nähten, Garn, Knöpfen und Futter, Verarbeitungsfehler wie Löcher, heraushängende Fädchen, außenliegende sichtbare Label, schlechtgemachte Knopflöcher und Reißverschlüsse usw. und natürlich, die charmanten schiefen Nähte.

Bei gutgemachter home-sewn Kleidung einer ambitionierten Selbermacherin kann ich keinen Unterschied zur Schneiderin feststellen, solange ich das Teil nicht von innen ansehen kann. Und vielleicht noch nicht einmal dann. Das ist für mich der Maßstab, nach dem ich arbeite und all meine Sachen nähe.

Ein weites Feld, Mädels, ein weites Feld. :-)

Viele Grüße, take it easy, Sathiya


Zusatz 23.4.:
Was auch noch auf home-made hinweist, außer den Punkten oben: die viele Liebe und das Herzblut, das in allem drinsteckt und über handwerkliche Fehler, Geschmacksverirrungen und sich in etwas verrennen hinweghilft. Das läßt sich allerdings nicht auf den ersten Blick erkennen, erst anhand der Reaktionen anderer.
Ich kenne einen Laden, der genähte home-made-Dinge verkauft - handwerklich unsauber ausgeführt und hölzern designt, ohne die Intention, wenigstens ein paar gerade Nähte anzubieten (von heraushängenden Fäden, sich auflösenden Nähten, krumm und faltig eingenähten Reißverschlüssen-Unglücken mal abgesehen) - und der Laden verkauft gut, kann sich die hohe Innenstadtmiete leisten...
Was mich zu einer Überlegung bringt: die Menschen, die Kunden und Konsumenten, sind übersättigt von der Perfektion der Massenware und sehnen sich nach etwas einfacherem, unperfektem als Gegengewicht zur industriellen maschinellen Produktion. Dieselben Leute, die dort voller romantischer und nostalgischer Gefühle ein schiefes Kissen mit aufgedruckter Eule für 39 € kaufen, rümpfen die Nase über gutverarbeitete Innenausstattungs-Sofakissen für 19 € das Stück. ... Verstehe einer die Menschen. :-)

Dienstag, 16. April 2013

Schnittmuster

Meine kopierten und ausgeschnittenen Schnittmuster für Kinderkleidung bewahre ich so auf:
Die Teile sauber gefaltet, beschriftet, mit Mini-Skizze versehen und mithilfe einer Büroklammer die Proben der verwendeten Stoffe drangeheftet, gelegentlich mache ich auch eine Nähprobe und hefte diese daran. Praktisch zum schnellen Wiedererkennen und -finden. Alles zusammen in einen Ablagekorb oder flachen Karton, und einmal im Jahr werden die zu klein gewordenen Schnitte aussortiert und evtl. bei Immernochgefallen in der aktuellen Größe neu kopiert.
Ich kopiere meist gleich zwei Größen auf einmal, schneide zuerst die kleinere Größe, und später eben die größere Größe zu. Spart sehr viel Zeit und Nerven, vor allem bei Basic wie Shirts, Leggings, Röcken, Hosen... ;-) Ich verwende nach einigen Experimenten mit Zeitungspapier (aus meinen Anfängen), Drachenpapier, Baumarktfolie, Architektentransparentpapier, ... nur noch das Seidenpapier von Burda.

Für Kindersachen wirklich zu empfehlen. (Die Nähanleitung, die sich manche Näherinnen noch dazu kopieren und ebenfalls abheften, spare ich mir, bei Bedarf sehe ich einfach in der entsprechenden Schnittmusterzeitschrift nach.)



Viel Vergnügen beim Nähen, Sathiya